Frühling in Japan ist magisch. Ab Mitte März bis Ende April oder manchmal auch Anfang Mai wird das Land von einer zart rosa gefärbten Blütendecke eingehüll, die auch schon Wochen vorher das dominierende Thema ist.
Von überall her kommen jedes Jahr Tausende von Menschen, die hoffen die Faszination selber mitzuerleben.Für dieses Jahr ist der Sakura-Beginn (Beginn der Kirschblüte) in Tokio für den 23. März vorhergesagt. Damit stehen aller Voraussicht nach die Bäume zwischen dem 30. März und dem 07. April in voller Blüte, bevor sie fast genauso schnell wie sie sich geöffnet haben wieder verblühen und wie Schnee zu Boden fallen.
In Vorfreude habe ich mir diese Woche einen Kirschblüten-Joghurt gekauft. Ebenfalls habe ich schon mal ein frisches Päckchen gesalzene Kirschblüten von Tomizawa erworben, die ich für das traditionelle Hanami Picknick (Picknick unter den Kirschblüten) verwenden werde. Wer nach Tokio kommt sollte nicht verpassen sich ein Päckchen (oder zwei oder drei) mitzunehmen (hier gibt es mehr Informationen zu Tomizawa). Sie halten sich schon fast ewig und sind ebenso fantastisch als i-Tüpfelchen auf einem perfekt gegrillten Steak.
Irgendwie wollte der Winter dieses Jahr nicht so richtig. Noch an Weihnachten konnten wir tagsüber ohne Jacke aus dem Haus und kühl wurde es erst als die Sonne unterging. Auf dem Markt habe ich schon vor zwei Wochen die ersten Sorten Berggemüse gesehen, die es normalerweise erst Mitte Februar zu kaufen gibt.
Ich wollte schon die ersten Tulpen kaufen, um dem Frühling auch in unserem zu Hause willkommen zu heißen, als dann der Winter um die Ecke kam. Jetzt ist es kalt. Aber so ganz ist der Frühling nicht aus dem Sinn, denn heute morgen habe ich in unserem Garten die erste offene Pflaumenblüte entdeckt. Ich weiß zwar, dass die Pflaumenblüte in der Regel stattfindet wenn noch Schnee auf den Ästen liegt, und sie als ein Zeichen für den Winter steht, aber trotzdem bedeuten Pflaumenblüten für mich, dass der Winter quasi schon halb rum ist und es nicht mehr lange dauert, bis der Frühling einkehrt. Um dies zu ‚feiern’ habe ich mich spontan dazu entschlossen meinen Mädchen heute Umé Boshi-Onigiri (hand gepresster Reis mit eingelegten Pflaumen) in ihre Bento-Box zu packen.
Ich habe den warmen Reis (dank meines programmierbaren Reiskochers) mit frisch geröstetem weißen Sesam und Yukari gemischt.
Yukari sind die roten Shiso-Blätter, die beim Einmachen der Umé Boshi für die Farbe verantwortlich sind und die nach dem Einmachen getrocknet und pulverisiert als Gewürz benutzt werden*.
Yukari schmeckt wundervoll und hat ein raffiniertes sauer-salziges Pflaumen-Aroma. Heute morgen hat meine Älteste sogar darauf bestanden ihr eigenes Onigiri zu formen und weil sie mittlerweile nicht nur Yukari, sondern auch die Umé Boshi in ihr ‚Ess-ich-gerne-Repertoire’ aufgenommen hat, haben wir ein Stück davon als Ganzes in die Mitte des Onigiris getan.
Meine Mädchen sind beide schon fast abhängig von Yukari-Onigiri und finden sie daher recht häufig in ihrer Bento-Box. Das Gute daran ist dass Yukari besonders geeignet ist um Onigiri für den späteren Verzehr zu verpacken. Das enthaltene Salz konserviert den Reis und bewahrt ihn davor ungekühlt schnell schlecht zu werden. Nicht das man das bei den aktuellen Temperaturen brauchen würde, aber wenn das Wetter wieder wärmer wird und Picknicks wieder im kommen sind ist es praktisch zu wissen.
Beim Kauf von Yukari sollte man allerdings sehr genau auf die Inhaltsstoffe achten. Das meiste Yukari, das in Japan in normalen Supermärkten verkauft wird enthält eine Menge fragwürdiger Inhaltsstoffe – inklusive Monosodium Glutamate oder kurz MSG.
Für die, die in Japan wohnen oder nach Japan reisen empfiehlt es sich in einen Laden Namens Tomizawa zu gehen. In Tokio gibt es hiervon einige Filialen, z.B. in Shinjuku Keio, Yurakucho Lumine, Futakotamagawa und Shibuya Seibu. Tomizawa verkauft nicht nur Yukari und andere Furikake (trockene Reisgewürze ) ohne MSG. Tomizawa ist bekannt für qualitativ hochwertige Kambutsu (Trockenprodukte) und Backzutaten. Mittlerweile haben sie all Ihre Produkte zweisprachig in Japanisch und Englisch beschriftet. Es sollte also nicht wirklich ein Problem sein die gewünschten Produkte zu finden. Und wer schon mal da ist sollte es sich nicht nehmen lassen das restliche Sortiment auch noch anzuschauen und vielleicht sogar Sachen zu entdecken, die man vorher noch nicht kannte oder von denen ,man bisher nicht wusste, was sie sind (z.B. gibt es tolle, satt lila Süsskartoffel-Püree-Flocken, die ein Essen farblich explodieren lassen und dazu noch gut schmecken). Ich verlasse Tomizawa regelmässig mit mehr als ich eigentlich geplant hatte. Das Gute daran ist aber dass es sich ja um Kambutsu handelt, die naturgemäss lange haltbar sind. Daher bin ich ganz entspannt weil ich genügend Zeit habe um für alles eine leckere Verwendung zu finden.
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* Die traditionell Japanische Küche ist sehr sparsam und geht äußerst umsichtig mit ihren Ressourcen und Lebensmitteln um. Man kann mit Fug und Recht behaupten, dass NICHTS verschwendet wird. Traditionell wird jedes Lebensmittel vollständig verwertet und viele haben mehr als einen Verwendungszweck. Einzelheiten hierzu sprengen an dieser Stelle aber den Rahmen. Deswegen werde ich über dieses Thema und die faszinierenden Erkenntnisse daraus in einem separaten Artikel schreiben. Wenn noch nicht geschehen, könnt Ihr Euch den Newsletter abonnieren, dann bekommt Ihr ihn automatisch zugeschickt.