Während in Deutschland der Winter noch alles fest im Griff hat beginnt in Japan in den ersten Tagen im Februar der Frühling. Mit gerösteten Sojabohnen werden die Wintergeister vertrieben und Ehomaki als Glückbringer verspeist.
Die Schritte, in denen die Dunkelheit zurück weicht sind minimal und doch ist die Stoßrichtung eindeutig spürbar, in der das Licht jeden Tag seinen Platz zurück erobert. In dieser dunklen Zeit ist jeder Morgen ein Geschenk; ein immer größer werdender Schimmer über den kahlen Bäumen, während um mich herum noch alles schläft, denn die frühen Morgenstunden sind in dieser Zeit, in der ich tagsüber meine Kinder unterrichte, die Einzigen, die ich für mich habe. Einen warme Tasse Kaffee in der Hand schaue ich zu, wie sich an so manch einem Morgen ein zart rosa Streifen am Horizont wenige Minuten später zu dramatisch pink strahlenden Wolken erhebt. Ein neues Jahr, ein neuer Tag – ein neuer Anfang. Wie eine Tür, die sich öffnet. Dieses Jahr vielleicht noch mehr als sonst.
So sehr ich Jahreszeiten mag und den Winter vermisse, wenn er nicht da ist, so ist er deutlich nicht mein Favorit in dem saisonalen Quartett und kurz nach Silvester habe ich gefühlt nur noch Augen für den Frühling. Nur zu gerne wurde daher Setsubun no Hi, das Vertreiben der Wintergeister in den ersten Tagen im Februar, zu einer Tradition, die wir gerne adoptiert haben und die auch kulinarisch wieder die Lebensgeister weckt. In den letzten Tagen im Januar werden bei uns Sojabohnen geröstet und der Kühlschrank füllt sich mit köstlichen Kleinigkeiten, die an Setsubun zusammen mit Sushi-Reis in Nori eingerollt werden. Das restliche Jahr über Futo-maki genannt, werden sie an Setsubun zu eho-maki und dem Hüter des Glücks. Während der Wunsch für das Jahr in Gedanken formuliert wird, werden sie am Stück und in einem durch in vollkommener Stille gegessen. Einen Kompass zu haben hilft, denn der Verzehr findet jedes Jahr in eine andere Himmelsrichtung blickend statt. Dieses Jahr ist es Süd-Süd-Ost.
Ich mag Traditionen und habe einen tiefen Respekt vor Gegenständen, die die Zeit überdauern und heute Zeugen von dem Damals sind, dass mit jeder Generation ganz natürlich mehr und mehr in Vergessenheit gerät. Auch wenn die Japanische Kultur nicht meine eigene ist, es deshalb nicht an mir ist, sie zu bewahren, empfinde ich Ehrfurcht vor einer Kultur mit so tiefen Wurzeln, Respekt und Anmut, die auch nicht davor gefeit ist Teile von sich an moderne Lebensweisen abzugeben. Ich habe manches davon adoptiert und trage es ein Stück weiter. Vieles davon sind Küchentraditionen, die meinem Sensei ungefähr in einer Zeit übermittelt wurden als sich meine Eltern gerade zum ersten Mal trafen. Ich sauge sie auf, probiere sie aus und versuche sie zu meistern, solange ich Elizabeth Andoh als so allwissende Quelle noch an meiner Seite habe.
Ehomaki sind bunt, lang und lecker
Eho-Maki können gleichermasen vegetarisch, vegan oder mit Fisch zubereitet werden. Man braucht Nori, Sushi-Reis und unterschiedliche Füllungen nach Geschmack. Die Zahl der Füllungen sollte noch beachtet werden. Vier auf keine Fall. Sieben ist eine Glückszahl, wäre also gut, aber je mehr Füllungen, desto schwerer wird das Rollen. Bonuspunkte gibt es für farbenfrohe Rollen. Die bringen Euch nicht nur ein Mehr an Genuss sondern auch ein Mehr an Ausgewogenheit. Hier ein paar Ideen:
Je nach Wahl der Zutaten und deren Zubereitung können Eho-Makis auch vorbereitet werden. Was man sonst noch braucht? Am besten eine Oni-Maske und geröstete Sojabohnen mit denen die Wintergeister vertrieben werden können. Wie könnt Ihr hier nachlesen.
Seit einem Jahr scheibe ich jeden Monat die Japan-Kolumne im EssPress – Deutschlands größter Gastrozeitschrift und möchte sie Euch hier ans Herz legen. Ehrlicher, authentischer und leidenschaftlicher Journalismus. Rezepte, die ausprobiert werden, Buchvorstellungen aus denen selbst gekocht wurde, Produkte, die getestet werden, bevor sie eine Empfehlung bekommen und Berichte über Trends aus dem kulinarischen Hotpot Berlin – spannend für alle dem Genuss verfallenen. Am einfachsten ist es ihn zu abbonieren :-): http://www.esspress.eu/index_abo.
Ich weiß nicht, wer enttäuschter war, als wieder mal ein Ei kaputt gegangen ist: meine Tochter oder ich. Wir haben es zwar nicht so mit Ostern, aber so ganz daran vorbei kommen ist irgendwie auch nicht drin. Und als unsere Nachbarin die Bäume in ihrem Vorgarten mit bunten Eiern schmückte, war klar, dass es auch bei uns nicht mehr lange dauert bis der Wunsch geäussert wird, Eier auszupusten und zu bemalen. Wir – sprich ich – pustete und pustete dann auch kurz danach. Ein Ei nach dem anderen. In solchen Momenten beneide ich Mütter mit nur einem Kind, denn natürlich brauchten alle jungen Damen die gleiche Menge an Eiern und nur ein oder zwei war auch keine Option, die den Hausfrieden aufrecht erhielt. Also gab ich alles und pustete weiter. Wenig später dann Tränen und Enttäuschung, denn natürlich ging nicht alles glatt. Ein Ei fiel runter, eins rollte beim Bemalen vom Tisch und ein weiteres wurde beim Versuch es aufzuhängen zerstört. Also pustete ich wieder….
Bevor wir angefangen hatten war mir klar, dass ich aus den ganzen Eiern Tamagoyaki machen wollte. Nun wurden es dann halt ein paar mehr. Nicht schlimm, denn sie werden bei uns sehr gerne und viel gegessen und dazu kann man sie gut ein paar Tage im Kühlschrank aufbewahren.
Was ist ein Tamagoyaki?
Tamagoyaki heisst zwar eigentlich nur ‘gebratenes Ei’, aber darunter versteht man in Japan die saftigen, rechteckig gerollten Omeletts. Es gibt sie meist in süß, aber auch in herzhaft und sie haben in Bento Boxen einen ebenso festen Platz wie in einem Sushi Menü. Hier haben sie sogar den Spitznamen ‘Gyoku’ was soviel bedeutet wie ‘Edelstein’. Zurückzuführen auf eine alternative Lesart des Kanji-Zeichens für ‘Tama’(玉). Manche benutzen den Ausdruck Atsu Tamago Yaki (oder Atsuyaki tamago was soviel bedeutet wie ‘dickes gebratenes Ei‘) als Synonym oder auch Dashimaki Tamago (gerolltes Ei mit Dashi). Bei letzterem wird dabei zwingend Dashi zur Eimasse gegeben (sagt ja schon der Name).
Tips & Tricks für ein gutes Tamagoyaki
Durch Dashi wird ein Tamagoyaki seidiger, fluffiger und bekommt dazu einen extra Kick Umami, ist dafür aber schwieriger in der Herstellung – und bedarf deutlich mehr Übung, da die Eimasse weicher ist, weniger zusammen hält und damit das Aufrollen schwieriger wird. Mit oder ohne Dashi – Tamagoyaki ist Übungssache. Hier sind ein paar Dinge die Ihr dabei im Hinterkopf behalten solltet:
Timing beim Rollen
Ein gutes Tamagoyaki zeichnet sich dadurch aus, dass die einzelnen Schichten miteinander verbunden sind. Damit die Omeletts die Form bekommen, halten und saftig bleibe, müssen sich die einzelnen Schichten sich miteinander verbinden. Um das zu erreichen, wird das Ei aufgerollt, wenn die Eischicht gerade eben nicht mehr flüssig aber noch feucht ist, was man am Glanz erkennt. Niemals nie dürfen die einzelnen Schichten soweit gebraten werden, dass die Oberfläche trocken ist.
Die homogene Farbe
In der Japanischen Küche dreht sich viel – sehr viel – um die Optik. Ein gutes Tamagoyaki ist deswegen gleichmäßig hellgelb. Keine weißen Flecken, keine braunen ‘Ringe’ wie ein Baumkuchen. Ersteres bekommt Ihr ganz einfach dadurch hin, dass Ihr die Eimasse vor dem Braten durch ein dünnes Sieb ein-zwei Mal gebt. Die Hagelschnüre und alle anderen ‘festeren’ Bestandteile, die beim Braten unschön weiß werden, werden dabei zurückgehalten und ihr erhaltet eine homogene Farbe.
Das Geheimnis der Abwesenheit brauner Ringe liegt dann im Zusammenspiel von Hitze und Menge der Eimasse. Ich brate meine Omeletts auf mittlerer Stufe und benutze pro Schicht ca. 50 ml Eimasse. Damit schaffe ich mein Ei ohne Maillard-Reaktion bis zum gewünschten Grad (siehe Punkt 1) zu garen.
Ein weiteres Thema dass hier noch mit reinspielt ist die verwendete Zuckermenge. Die Tamagoyaki der Kansai-Region (um Kyoto) sind typischerweise deutlich süßer und weicher als die der Kanto-Region (östlich von Hakone – wozu auch Tokio gehört). Ich liege geschmacklich in der Mitte: Süßer als die Tokio-Version aber deutlich nicht so viel Zucker wie in Kyoto. Wo ihr Euch geschmacklich einpendelt sei Euch überlassen, Ihr solltet aber die Mengen an Zucker beim Braten im Hinterkopf haben, damit Euch Euer Omelett nicht zu stark karamellisiert.
Tamagoyaki Pfanne
Natürlich kann man theoretisch ein gerolltes Omelett auch in einer runden Pfanne machen, aber es ist ungleich schwerer, man braucht mehr Eier und das Ergebnis wird nicht das gleiche sein. Allein deswegen führe ich diese Version hier nicht weiter aus. Am besten eignet sich eine viereckige Pfanne. Genannt Makiyakinabe, Tamagoyakiki oder auch Tamagoyakinabe . Sie ist wirklich nicht teuer und ich finde ihre Anschaffung lohnenswert. Es gibt sie in mehreren Ausführungen. Grundsätzlich unterscheidet man zwischen der Quadratischen Variante der Kanto-Region und der Rechteckigen Form, die im Kansai üblich ist. Günstige sind aus Alu oder Edelstahl mit einer Anti-Haft-Beschichtung. Die Teuren sind handgearbeitetund aus Kupfer.
Für den Anfang empfehle ich eine beschichtete Pfanne in der Größe 13 x 18cm. Ich finde die rechteckige Form erleichtert das Aufrollen am Anfang , weil das Omelett schmaler ist als als bei der quadratischen Form. Die Größe ist ausreichend für ein Omelett aus ca. vier Eiern, dass man üblicherweise in 8 Stücke teilt. Also im Rahmen einer typisch Japanischen Mahlzeit reicht es für vier Personen (acht wenn es nur ein Akzent ist).
Mein größter Fehlkauf war eine Pfanne für 1-2 Personen (2 Eier). Ich hatte sie für den Fall gekauft, wenn ich mal ein Omelett nur für mich alleine machen möchte. In der Retroperspektive kompletter Blödsinn. Da man ein Tamagoyaki gut 3-4 Tage aufheben kann, macht es Sinn gleich ein großes (oder im Fall meiner Familie) ein paar mehr zu machen, wenn man schon mal dabei ist. Und so steht meine Mini-Pfanne heute noch jungfräulich im Schrank herum. Ich finde die Beschichteten zum üben am besten. Wer die gerollten Omeletts häufig macht, kann sich dann ja auch an die Pfannen aus Kupfer wagen. Die sind optisch auf jeden Fall schöner, aber auch deutlich teurer und es macht Sinn, schon eine gewisse Übung zu haben.
Stäbchen anstelle Pfannenwender!
Kochstäbchen zur Hand zu haben sind an mehreren Stellen eine gute Wahl. Die richtige Temperatur der Pfanne testet man am besten, indem ein Tropfen der Eimasse mit der Spitze des Stäbchen in die Pfanne gegeben wird. Wenn der Eitropfen quasi an das Stäbchen zurückspringt ist die Temperatur genau richtig. Wenn er gleich karamellisiert, ist die Pfanne zu heiß und wenn er in der Pfanne bleibt, ist sie noch nicht heiß genug.
Ebenso elementar wie die Temperaturkontrolle ist eine gut geölte und saubere Pfanne vor jeder Schicht. Hierfür habe ich zwei kleine Schüsseln neben dem Herd. Eine mit Öl und eine andere in dem ein Stück Küchenpapier liegt. Dieses Papier nehme ich mit den Stäbchen auf, tauche es in das Öl und benutze es dann um die Pfanne zu ölen und zu säubern. Im Anschluss wird es bis zur nächsten Schicht wieder in dem leeren Schälchen ‘geparkt’.
Für das Wenden mag auf den ersten Blick komisch erscheinen keinen Pfannenwender zu benutzen, aber mit Kochstäbchen geht es deutlich einfacher – insbesondere wenn mangar nicht erst versucht sich an den Pfannenwender zu gewöhnen. Gewendet wird nämlich nicht mit dem Werkzeug, sondern mit der Flieg- und Schwerkraft aus dem Handgelenk (ähnlich dem Wenden von Pfannkuchen). Die Stäbchen unterstützen dabei nur. Mit ihnen wird die Drehbewegung dirigiert, nicht ausgeführt.
Dekorative Formen und 1. Hilfe bei verunglückten Tamagoyakis
Meist bekommt man ein Tamagoyaki als rechteckige Scheibe zu Gesicht. Man kann sie aber gut dekorativ formen. Hierfür wird das noch warme Tamagoyaki in einen angefeuchtetes Makisu (die Bambusmatte, die für Maki Sushi verwendet wird) gerollt und ausgekühlt. Wer besonders spektakulär sein möchte, kann mit Hilfe von Stäbchen und Gummibändern, die aussen dem Makisu befestigt werden, dem Tamagoyaki andere Formen geben (Blumen- oder Kürbisform ist recht beliebt).
Für den Anfang interessanter ist aber, dass man sich diese Eigenschaft/Technik des Formens zu Nutzen machen kann, wenn man sein Tamagoyaki ‘retten’ muss. Denn ich kann es nicht of genug sagen: Tamagoyaki bedeutet üben, üben üben. Und bis dahin nimmt man am Schluss das Omelett wie auch immer es aussieht (auch wenn es ein halbes Rührei geworden ist) und rollt es fest in den Makisu ein. Gummiband darum, abkühlen lassen, fertig. Bei großen Unglücken empfehle ich aber auf die Sushimatte vorher ein Stück Frischhaltefolie zu legen, damit beim Aufrollen das Ei nicht in den Spalten hängen bleibt.
Rezept für Tamagoyaki
Hier findet Ihr mein Rezept für Tamagoyaki. Probiert es aus und passt den Zucker dann am Besten an Euren Geschmack an. Ich benutze immer Dashi (hier findet Ihr die Anleitung für Dashi) in meinen Omeletts. Sie werden dadurch weicher und schmecken besser. Wenn es Euch es am Anfang aber zu anstrengend ist ein weiches Ei aufzurollen, dann lasst Ihr die Dashi erst einmal weg bis ihr den ‘Dreh raus habt’ und probiert es dann mit.
Zutaten für 1 Tamagoyaki
4 L-Eier
40 ml Dashi (10 ml pro Ei)
1 El Sake
3 Tl Zucker (gestrichen)
1 Prise Salz
Zubereitung
Die Zutaten in eine Schüssel geben und mit Stäbchen verrühren ohne Luft einzuarbeiten. Wahlweise die Eimischung nun ein paar mal durch ein feines Sieb geben um eine homogene Farbe zu bekommen.
Eine Pfanne auf mittlere Stufe erhitzen. Währenddessen alle weiteren Hilfsmittel vorbereiten/bereitstellen
– eine Schüssel mit neutralem Öl und
– eine weitere Schüssel mit einem Stück Küchenpapier.
– Sushimatte anfeuchten und mit den Knoten nach hinten auf di
– Arbeitsfläche legen
– Gummibänder bereit legen
Die Pfanne gut ölen und mit einem Tropfen der Eimasse die Temperatur testen. Wenn diese sowie ist, ca. 50 ml der Eimasse in die Pfanne geben und stocken lassen, bis sie fest ist. Die erste Schicht aufrollen, solange die Oberfläche noch glänzt.
Den jetzt freien Teil der Pfanne mit dem in Öl getauchten Küchentuch einfetten, das Omelett auf den nun eingefetteten Teil der Pfanne schieben und dann den dadurch frei gewordenen Teil der Pfanne einfetten.
Ein weiteres mal ca. 50 ml der Eimasse in die Pfanne geben. Gleich im Anschluss die bestehende Ei-Rolle mit Stäbchen vorsichtig anheben (nicht vollständig hoch heben!), sodass das flüssige Ei darunter fliessen kann, danach wieder absenken.
Wenn die zweite Schicht der Eimasse fest, aber noch feucht (also noch glänzend) ist, das Omelett erneut aufrollen. So verfahren, bis die Eimasse aufgebraucht ist (ca. 4 mal Aufrollen).
Nun das fertige Omelett aus der Pfanne auf die Sushimatte geben, in dieser einrollen, mit Gummibändern fixieren und abkühlen lassen. Dabei sicher stellen, dass die Luft zirkulieren kann (z.B. quer über eine Schüssel legen).
Üblicherweise wird Tamagoyaki bei Raumtemperatur gegessen und kann gut 3-4 Tage im Kühlschrank aufbewahrt werden.
Varianten
Wenn die Eimasse in der Pfanne ist, kann ein Tamagoyaki mit unterschiedlichen Beigaben variiert werden. Ein wenig blanchiertes und klein gehacktes Grün (z.B. die Blätter von Mairübchen, Mohrrüben, Sellerie oder Rettich) unregelmäßig auf das Ei gestreut und mit eingerollt gibt einen schönen Farbkontrast und eine weitere Geschmacksdimension. Ebenso kann man mit klein geschnittenen Wakame oder zugeschnitten Nori-Blättern die häufig zu beobachtende Kombination von Land und Meer in einem Gericht erzielen.
Wenn man ein bisschen im Voraus plant (um dem Koji die nötige Zeit zu geben), lohnt es sich anstelle von Salz Shiokoji zu benutzen und damit noch mehr Umami zu bekommen.
Lasst mich gerne wissen, was Ihr so ausprobiert und wie es bei Euch geworden ist.
Ich kenne Köche in Japan, die schwören sie schmecken die Druckerschwärze, wenn man den Sushi Reis mit einer Zeitung kühlt. Ob das so ist habe ich nie ausprobiert, denn diese Menschen waren unter anderem meine Lehrer und seinen Sensei anzuweifeln gehört sich nicht. Es steckt aber so tief drin, dass es wohl nicht verwunderlich ist, dass es mir niemals in den Sinn kommen würde, etwas anderes als einen Uchiwa für meinen Sushi Reis zu benutzen – die typisch Japanischen Fächer. Konsequenterweise habe ich über die Zeit eine kleine Sammlung davon zusammengetragen. Ich habe mir eigentlich nie viel Gedanken darüber gemacht bis mich meine Jüngste heute Abend gefragt hat, warum ich eigentlich nie die anderen benutze. Sie hat Recht.
Ein alter Uchiwa für den perfekten Sushi Reis
Als ich gelernt habe wie man Sushi Reis macht, hat mir mein Sensei einen alten Uchiwa mit gegeben, damit ich auch zu Hause weiter üben kann. Ein Werbegeschenk, dem man sein Alter auch durchaus auch schon ein bisschen angesehen hat, der aber einwandfrei funktionierte. Wie gesagt, ich habe einige dieser Fächer. Neu und modern, Werbegeschenke mit zweifelhafter Ästhetik, manche an denen Erinnerungen hängen und auch antike, die ich aus der hintersten Ecke irgendwelcher Antiquitätenshops in Tokio gefischt habe.
Benutzt habe ich noch keinen von ihnen. Alle meine Uchiwa liegen säuberlich aufgeräumt am gleichen Ort, aber wenn es bei uns Sushi Reis gibt, dann geht mein Griff immer zu einem: Dem Alten, den mir Andoh Sensei damals gegeben hat. Eigentlich total bescheuert, aber die anderen fühlen sich irgendwie nicht richtig an in der Hand.
Mit diesen Tricks wird Dein Sushi Reis besser
Alle die denken dies war die Einleitung zum Rezept für Sushi Reis werde ich jetzt enttäuschen. Darüber wie man Sushi Reis macht gibt es mehr als 9 Millionen Einträge bei Google und ich habe nicht vor ‘yet the next one’ zu schreiben. Ich gebe aber gerne ein paar der Dinge weiter, die für mich den Unterschied zwischen gutem und großartigem Sushi Reis machen.
Lasst ein Stück Kombu im Kochwasser für den Reis einweichen – mind. 30 Minuten, aber je länger desto besser (auch gerne über Nacht, wenn Ihr so vorausschauend planen könnt). Dann kocht Euer Reis in Kombu Dashi mit all dem guten Glutamat was ihn noch besser schmecke lässt.
Die Antwort meines Sensei’s auf die Frage ‘How do you wash sushi rice?’ war damals ‘very well!’. Noch Fragen :-)? Hier könnt Ihr übrigens nachlesen, was man mit dem Wasser vom Waschen alles machen kann.
Ich empfehle Euch den Reis nach dem Waschen gute 30 Minuten wieder trocknen zu lassen, bevor ihr ihn dann wieder vor dem Kochen wässert (das auch mind. 20 Minuten). Den Trick habe ich aus der Sake Welt, in der fast schon um jeden Preis Haarrisse im Reiskorn vermieden werden, da sie sich sonst schneller auflösen und breiig werden.
Benutzt weniger Wasser zum Kochen als üblich. Das Verhältnis für Sushireis ist normalerweise 1:1 damit der Reis später nicht matschig wird, denn ihr fügt ja mit dem Essig noch Flüssigkeit hinzu. Wenn ihr aber ganz frischen (jungen Reis) habt, was im Herbst häufig der Fall ist, dann reduziert die Menge noch weiter, da junger Reis deutlich mehr eigene Feuchtigkeit besitzt.
Benutzt einen Handai wenn ihr könnt. Manche sagen dazu auch Hangiri. Das ist eine Schüssel aus Zedernholz mit geraden Seiten, die Euch die Feuchtigkeitskontrolle immens erleichtert. Wässert den Handai bevor ihr ihn benutzt.
Achtet besonders auf die Hygiene und die Lagerung, denn das Holz kann schnell schimmeln wenn es nicht korrekt behandelt wird. Wenn ihr aber ‘gut’ zu ihm seit ist er unverwüstlich und hält mehrere Generationen.
Kühlt Euren Reis mit einem Uchiwa oder etwas vergleichbaren (keine Zeitung 🙂 bevor ihr den Essig zufügt.
Ganz wichtig!!! Je besser der Sushi Essig, desto besser der Geschmack. Oder anders herum – wenn ihr beim Essig spart, dann braucht ihr Euch auch sonst keine Mühe geben. Also Augen auf beim Kauf. Und wenn ihr Euren Sushi Essig selber macht, dann benutzt keinen günstigen Reisessig, sondern solchen, der aus Premium Sake hergestellt wurde. Der ist nicht leicht zu finden, aber die Mühe lohnt sich. Leider sehe ich sehr häufig ‘Sushi Sets’ oder eine Auflistung von Zutaten für Sushi, die Essig enthalten oder empfehlen, den ich ausschliesslich zur Desinfektion meines Handai verwende. Gruselig.
Am besten schmeckt der Sushi Reis wenn er noch lauwarm ist. Also nicht zu früh machen. Sollte es doch mal notwendig sein, dann NIE im Kühlschrank aufbewahren, sondern in einem feuchten Tuch bei Raumtemperatur. Am besten eignen sich hierfür Baumwolltücher mit sehr großen Maschen – daran bleibt der Reis nicht kleben.
Was Sushi wirklich ist
Sushi ist in meiner Familie ein ‘No-Brainer’. Eines der Gerichte mit denen ich alle glücklich machen kann. Am allermeisten wohl aber meine Mädchen. Sushi kommt dabei nicht zwangsweise mit rohem Fisch oder Avocado, Gurke etc. in Nori gerollt daher oder als Nigiri . Sushi ist, wenn der Reis mit Sushi-su, dem gewürzten Essig versehen wurde. Was dann als Topping gewählt wird, ist für den Namen relevant (und natürlich den Geschmack) aber nicht für die Frage ob es Sushi ist oder nicht.
So gibt es Chirashi Zushi als Reisschale mit diversen Zutaten obenauf. Ein Klassiker zu Hina Matsuri, dem Fest der Mädchen am 03. März. Chirashi Zushi wird ‘Family Style’ gegessen. D.h jeder nimmt seine Portion aus der großen Schüssel in die eigene. Ich persönlich stehe total auf Open Inari Zushi. Das ist Sushi Reis in gewürztem Abura Augé (dünner frittierter Tofu), getoppt mit was immer das Herz begehrt oder oder Kühlschrank hergibt.
Meinen Mädchen geht es aber eigentlich um den Reis. Für sie das Topping nebensächlich. Natürlich haben sie ihre Favoriten, aber wenn es nur Sushi Reis mit Nori und einer Miso Suppe gibt ist ihre Welt mehr als Ordnung – und meine dann auch.
Neulich war ich mal wieder beim Großeinkauf in meinem Asiatischen Supermarkt. Ab und an ist es mal notwendig die Japanische Grundausstattung wieder aufzufüllen. Entgegen der häufig vorherrschenden Meinung sind das nur einige wenige Produkte: Sojasauce, Sake, Mirin (süßer Sake), Reisessig, Kombu (Meeresalge) und Miso und wer mag, Katsuo Bushi (getrocknete Bonitoflocken).
Damit kommt man schon sehr sehr weit. Ich kaufe keine Fertigsaucen. Keine Teriyaki-Sauce, keine Ponzu-Sauce oder Instant-Dashi. Die sind nicht nur sehr teuer und in wenigen Minuten selber herzustellen, auch die Inhaltsstoffe jagen mir regelmäßig einen Schauer über den Rücken. Vollgepackt mit Geschmacksverstärkern, Farbstoffen und Konservierungsstoffen vergeht mir dabei gründlich der Appetit.
Gari (eingelegter Ingwer) oder Shin-shoga no Amazu-zuké, bekannt als Beilage zu Sushi, ist da keine Ausnahme. Sushi wird zwar immer häufiger auch selber gemacht, der Ingwer aber eher nicht, obwohl auch hier gilt: Schnell, einfach und günstig.
Wie genau das geht und wie man den jungen Ingwer, der dazu notwendig ist selber problemlos auf der Fensterbank ziehen kann könnt Ihr in meinem Gastbeitrag für Anika lesen. Hier habe ich Anika, ihren Blog und ihren Blogevent ‚Kulinarisch auf Vorrat‘ schon mal vorgestellt und das Rezept für Gari angekündigt. Seit heute morgen ist es nun online.