In Japan beginnt der Frühling mit Setsubun und Sushi

Während in Deutschland der Winter noch alles fest im Griff hat beginnt in Japan in den ersten Tagen im Februar der Frühling. Mit gerösteten Sojabohnen werden die Wintergeister vertrieben und Ehomaki als Glückbringer verspeist.

Die Schritte, in denen die Dunkelheit zurück weicht sind minimal und doch ist die Stoßrichtung eindeutig spürbar, in der das Licht jeden Tag seinen Platz zurück erobert. In dieser dunklen Zeit ist jeder Morgen ein Geschenk; ein immer größer werdender Schimmer über den kahlen Bäumen, während um mich herum noch alles schläft, denn die frühen Morgenstunden sind in dieser Zeit, in der ich tagsüber meine Kinder unterrichte, die Einzigen, die ich für mich habe. Einen warme Tasse Kaffee in der Hand schaue ich zu, wie sich an so manch einem Morgen ein zart rosa Streifen am Horizont wenige Minuten später zu dramatisch pink strahlenden Wolken erhebt. Ein neues Jahr, ein neuer Tag – ein neuer Anfang. Wie eine Tür, die sich öffnet. Dieses Jahr vielleicht noch mehr als sonst.

Fertige Ehomaki

So sehr ich Jahreszeiten mag und den Winter vermisse, wenn er nicht da ist, so ist er deutlich nicht mein Favorit in dem saisonalen Quartett und kurz nach Silvester habe ich gefühlt nur noch Augen für den Frühling. Nur zu gerne wurde daher Setsubun no Hi, das Vertreiben der Wintergeister in den ersten Tagen im Februar, zu einer Tradition, die wir gerne adoptiert haben und die auch kulinarisch wieder die Lebensgeister weckt. In den letzten Tagen im Januar werden bei uns Sojabohnen geröstet und der Kühlschrank füllt sich mit köstlichen Kleinigkeiten, die an Setsubun zusammen mit Sushi-Reis in Nori eingerollt werden. Das restliche Jahr über Futo-maki genannt, werden sie an Setsubun zu eho-maki und dem Hüter des Glücks. Während der Wunsch für das Jahr in Gedanken formuliert wird, werden sie am Stück und in einem durch in vollkommener Stille gegessen. Einen Kompass zu haben hilft, denn der Verzehr findet jedes Jahr in eine andere Himmelsrichtung blickend statt. Dieses Jahr ist es Süd-Süd-Ost.

Ich mag Traditionen und habe einen tiefen Respekt vor Gegenständen, die die Zeit überdauern und heute Zeugen von dem Damals sind, dass mit jeder Generation ganz natürlich mehr und mehr in Vergessenheit gerät. Auch wenn die Japanische Kultur nicht meine eigene ist, es deshalb nicht an mir ist, sie zu bewahren, empfinde ich Ehrfurcht vor einer Kultur mit so tiefen Wurzeln, Respekt und Anmut, die auch nicht davor gefeit ist Teile von sich an moderne Lebensweisen abzugeben. Ich habe manches davon adoptiert und trage es ein Stück weiter. Vieles davon sind Küchentraditionen, die meinem Sensei ungefähr in einer Zeit übermittelt wurden als sich meine Eltern gerade zum ersten Mal trafen. Ich sauge sie auf, probiere sie aus und versuche sie zu meistern, solange ich Elizabeth Andoh als so allwissende Quelle noch an meiner Seite habe.

Kunterbunte Füllung in Ehomakis für Setsubun

Ehomaki sind bunt, lang und lecker

Eho-Maki können gleichermasen vegetarisch, vegan oder mit Fisch zubereitet werden. Man braucht Nori, Sushi-Reis und unterschiedliche Füllungen nach Geschmack. Die Zahl der Füllungen sollte noch beachtet werden. Vier auf keine Fall. Sieben ist eine Glückszahl, wäre also gut, aber je mehr Füllungen, desto schwerer wird das Rollen. Bonuspunkte gibt es für farbenfrohe Rollen. Die bringen Euch nicht nur ein Mehr an Genuss sondern auch ein Mehr an Ausgewogenheit. Hier ein paar Ideen:

  • Gelb: Tamagoyaki, Karotten
  • Rot: Umé Boshi, (geräucherter) Lachs, eingelegte Myoga oder Radischen
  • Grün: Avocado, Gurke, Shiso Blätter, Kresse, blanchierte Zuckerschoten
  • Schwarz: gekochte Shiitake oder Kombu, Tonburi
  • Weiß: Sushireis, eingelegter Kampyo oder Gari (Ingwer), Takuan

Je nach Wahl der Zutaten und deren Zubereitung können Eho-Makis auch vorbereitet werden. Was man sonst noch braucht? Am besten eine Oni-Maske und geröstete Sojabohnen mit denen die Wintergeister vertrieben werden können. Wie könnt Ihr hier nachlesen.


Seit einem Jahr scheibe ich jeden Monat die Japan-Kolumne im EssPress – Deutschlands größter Gastrozeitschrift und möchte sie Euch hier ans Herz legen. Ehrlicher, authentischer und leidenschaftlicher Journalismus. Rezepte, die ausprobiert werden, Buchvorstellungen aus denen selbst gekocht wurde, Produkte, die getestet werden, bevor sie eine Empfehlung bekommen und Berichte über Trends aus dem kulinarischen Hotpot Berlin – spannend für alle dem Genuss verfallenen. Am einfachsten ist es ihn zu abbonieren :-): http://www.esspress.eu/index_abo.

Einfach nur Wow! Shiitake Eier

Kennt Ihr das? Es gibt Dinge, die schiebt man eine halbe Ewigkeit vor sich her, obwohl sie weder viel Zeit kosten noch anstrengend sind? In der Regel geht mir das so mit Sachen auf die ich keine Lust habe. Dinge, die mir nicht wichtig sind oder vielleicht sogar lästig. Aber ab und an auch mit Sachen die ich in der Küche machen möchte. Dinge, von denen ich weiß dass sie mir Freude bereiteten – und Genuss. Vielleicht aber manchmal auch ganz gut so, denn so werden oder besser bleiben diese Dinge etwas Besonderes. Etwas auf das ich mich immer wieder freue, weil ich es (durch meine eigene Schuld) schon lange nicht mehr erlebt habe.

Zutaten für die Shiitake EierUnd so habe ich letzte Woche mehr Eier als sonst gekauft und mal wieder das Eigelb in einer Mischung als Salz und Zucker eingelegt. Im englischsprachigen Raum unter ‘salt cured eggs’ weit verbreitet und viel besprochen. So einfach, dass es fast schon lächerlich erscheint darüber zu schreiben, wären sie nicht so unglaublich gut.
In meiner Variante habe ich zu der üblichen 1:1 Salz-Zucker-Mischung selbst gemachtes Shiitake Pulver gegeben. Da in der Japanischen Küche nichts verschwendet wird, entferne ich die Stiele von getrockneten Shiitake Pilzen immer vor dem Einweichen und sammle sie in einer Teedose. Diese Stiele sind voller Geschmack und Umami und es wäre eine Schande sie nicht zu verwenden. Ich benutze sie auch gerne  für Umami Essenz oder in Dashis oder reibe einen Hauch Shiitake mit einer feinen Küchenreibe direkt über das fertige Gericht. Aber heute eben für Shiitake Eier.

Zutaten für die Shiitake Eier

200 g Salz
200 g Zucker
20 g Shiitake Pulver
6 Eier

Zubereitung der Shiitake Eier

Für meine Eier werden die getrockneten Shiitake in der Küchenmaschine pulverisiert. Und wenn ich gerade dabei bin gebe ich im Anschluss noch das Salz-Zucker-Gemisch dazu um etwa gleich große Kristalle (für ein homogeneres Ergebnis) zu bekommen. Das ist aber optional. Ich habe auch schon wirklich gute Ergebnisse ohne das bekommen.
Diese Hälfte dieser Mischung fülle ich dann in eine flache Schale und bereite jedem Eigelb (mit einem der ganzen Eier) seine eigene kleine Kuhle. Im Anschluß  die Eier trennen und je ein Eigelb in eine Kuhle  der Zucker-Salz-Mischung geben.

Eigelb in die Shiitake Mischung gebenDie zweite Hälfte der Mischung vorsichtig über die Eigelbe häufeln, im Anschluss abdecken und in den Kühlschrank stellen.

Eier im Shiitake-Zucker-Salzbett
Eier im Shiitake-Zucker-Salzbett

Nach 6 – 7 Tagen können die Eigelbe aus der Salz-Zucker-Shiitake Mischung genommen werden. Sie haben jetzt etwa die Hälfte ihrer Flüssigkeit verloren und eine wachsartige Konsistenz.
Zur Fertigstellung werden die Eigelbe kurz abgespült, trocken getupft und  für ca. 2 Stunden bei 60°C im Backofen getrocknet (oder mit Hilfe eines Dehydrier Gerätes wer eins besitzt)..

Fast Fertige Shiitake Eier.
Fast fertig: Nur noch abspülen und im Ofen Trocknen

Verwenden kann man sie fast schon auf … allem. Na ja – vielleicht nicht ganz, aber es gibt kaum ein Gericht, was nicht von einem letzten Pfiff Cremigkeit profitieren würde. Gerieben über Pasta oder Salat ist sicherlich ein Klassiker. Ich mag es besonders gerne über blanchiertem Spinat, der in Dashi eingelegt wurde. Und wenn es nach meinen Mädchen geht, dann wird jedes Ei mit Katsuo Bushi, Sesam und Nori zu Furikake verarbeitet, die sie dann auf ihren Reis streuen oder in ihre Onigiris.

Das Rezept für diese Noritama Furikake gibt es dann im nächsten Post. Genauso wie Fotos von den fertigen Eiern. Die wurden nämlich so schnell zu den Furikake verarbeitet, dass ich das Fotografieren ganz vergessen habe.

Die Eier müssen aber nicht sorfort verwendet werden – sie halten gut zwei Wochen im Kühlschrank oder man kann sie auch einfrieren wenn man sie nicht so häufig verwenden kann oder möchte.

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