Warum Reis waschen?

Kansha (Wertschätzung). Ein Wort, nein eher schon eine Lebensweise der Japaner, die mir mein Sensei bei unserer allerersten Begegnung vor einigen Jahren beigebracht hat. Die Wurzeln dieser Wertschätzung liegen in der Buddhistischen Philosophie. In der Küche bedeutet Kansha Wertschätzung gegenüber der Natur, den Lebensmitteln und den zum Kochen notwendigen Ressourcen. Kansha hält den Koch dazu an mit allem umsichtig umzugehen, Abfall zu vermeiden und dabei ausgewogene, optisch ansprechende Mahlzeiten zu kochen. Abfall vermeiden oder schöner ausgedrückt: Lebensmittel vollständig zu verwerten kann sogar zu einer Art Hobby werden. Die Herausforderung anzunehmen und herauszufinden wie viel (mehr) man von einem Lebensmittel noch für ein leckeres Gericht verwenden kann, hat dabei auch den tollen Nebeneffekt, die Ausgaben für Lebensmittel deutlich zu reduzieren.

Als Mama von drei Zwergen steht gesundes, ausgewogenes Essen weit oben auf meiner Liste, aber trotzdem esse ich zugegebenermaßen weißen Reis und nicht braunen. Einfach weil er mir besser schmeckt und weil er sich beim kochen völlig anders verhält als brauner Reis. Die Nährstoffe, auf die ich dadurch verzichte, hole ich mir aber zurück. Mit Nuka Zuké (japanischem Gemüse, eingelegt in Reiskleie) und mit diversen Körnern (z.B. Hirse, Hafer, Quinoa, Gerste, Amarant), die ich vor dem Kochen unter meinen Reis mische. Was mich dahin zurück bringt wo ich angefangen habe: Lebensmittel vollständig zu verwerten. Nuka (Reiskleie) ist ein Nebenprodukt, dass beim Schälen von Reis anfällt und wird in der japanischen Küche u.a. als Medium benutzt, um Gemüse einzulegen. Aber auch zum Kochen anstelle von normalem Wasser (Nuka-jiru). Frische Bambussprossen, die zur Zeit Hochsaison haben, enthalten z.B. Bitterstoffe und natürliche Blausäure (!), die vor ihrem Genuss neutralisiert werden müssen. Dies geschieht am besten durch das Kochen in Nuka-jiru (alternativ Togi-jiru –siehe unten, aber keinesfalls durch das Kochen in normalem Wasser).

Ein bisschen Nuka bleibt nach dem Schälen zwangsläufig an den Reiskörnern, weswegen man den Reis vor dem Kochen immer waschen sollte, sonst verhält er sich anders, setzt gerne an oder klumpt und ist einfach nicht so lecker. Aber auch hier gilt mein japanisches Küchen-Mantra nichts zu verschwenden und soviel wie möglich wieder und weiter zu verwerten. Das Waschwasser vom Reis hat einen Namen: Togi-jiru und NATÜRLICH gibt es mehrere sinnvolle Möglichkeiten es zu benutzen. Hier sind meine fünf Favoriten:

Togi-jiru for CookingKochen: Togi-jiru enthält Öle und Stärke vom Reis, die die natürlichen Süße eines Gemüses besser zur Geltung bringen und eher faserige Gemüsesorten (z.B. Daikon – japanischer Rettich) werden schneller gar. Wundervoll süß werden übrigens auch in Togi-jiru vorgekochte Maiskolben bevor sie auf dem Grill landen.

Togi-juru as creamKosmetik: Wenn sich ein Sediment am Boden gebildet hat, gießt das Wasser darüber vorsichtig ab. Nehmt ein bisschen von diesem Satz in die Hand. Fühlt ihn, reibt ihn zwischen den Fingern. Er ist wunderbar weich, fast schon samtig. Die Firma Shiseido benutzt dies übrigens als Grundlage für Make-up! Dieses Sediment kann in der Tat als Creme benutzt werden. Für Hände, Gesicht und auch als Body Lotion (wenn man genug zusammen bekommt). Ich finde es in der Küche besser als jede andere Handcreme. Es macht die Hände weich und versorgt sie mit Feuchtigkeit. Es hat keine fragwürdigen Inhaltsstoffe, die ich keinesfalls an oder in meinem Essen haben möchte und hinterlässt keinen fettigen Film. Gleichzeitig werden auch unangenehme Gerüche von z.B. Fisch oder Knoblauch neutralisiert.

Togi-jiru for plantsBlumen: Sparsame Köche heben auch das Waschwasser des zweiten oder dritten/vierten Waschens auf und gießen damit ihre Pflanzen. Die enthalten Nährstoffe lassen sie richtig aufleben.

Togi-jiru for pottery

 

 

Küche: Ähnlich der Handcreme entfernt Togi-jiru Küchengerüche auch aus Töpfen und Pfannen. Einfüllen, aufkochen, abkühlen und danach den Topf kurz abspülen. Fertig. Hervorragend ist Togi-jiru auch geeignet um Töpferwaren (z.B. Tee- und Reisschalen) zu reinigen.

Togi-juru for cleaningHaushalt: Bei mir ist noch nie genügend Togi-jiru übrig geblieben um diese Verwendungsart selbst zu testen, aber es heißt, dass das Wasser vom Reiswaschen sehr gut geeignet ist um Holzfußböden oder Badkeramik zu reinigen. Einfach mal in eine Sprühflasche füllen und ausprobieren.

Togi-jiru hält sich im Kühlschrank ungefähr fünf Tage. Damit besteht die Möglichkeit das Waschwasser von mehreren Tagen für eine Art Konzentrat zu sammeln. Hierfür das vorhandene, fast klare Wasser über dem Sediment abgiessen und mit neuem Waschwasser auffüllen. Ich verwende dieses Konzentrat dann entweder als Creme oder löse Teile davon wieder in Wasser auf, wenn ich es als Koch- oder Reinigungsflüssigkeit benötige.

Miso Madness: Marinierter Fisch

Heute war einer dieser Tage. Eine nicht enden wollende to-do-Liste und was auch immer ich angefangen habe hat irgendwie nicht so richtig funktioniert. Ein nicht-mehr-so-wirklich-schlafen-wollendes-Baby hat da auch nicht geholfen und weil das ja noch nicht genug ist konnte meine Große heute nicht in den Kindergarten und leistete mir zu Hause Gesellschaft. Solche Tage sind eigentlich prädestiniert für Essen zum Mitnehmen oder vom Lieferservice. Normalerweise. Wenn man nicht erst eine gute Dreiviertelstunde brauchen würde um alle Kinder einzupacken wenn man ‚nur mal eben schnell’ was zum Essen holen will. Wenn es einen Lieferservice gäbe, der für alle Geschmäcker und alle Altersgruppen ein passendes Angebot hätte. Meine Große ist nämlich Vegetarier. Nicht aus ethischen Gründen, sondern weil es ihr einfach nicht schmeckt. Gemüse isst sie zwar sehr gerne, aber ausschließlich roh. Meine Mittlere dagegen isst fast nur Fleisch. Und Lachs. Kein Gemüse, keinen anderen Fisch. Und meine Jüngste hat erst zwei Zähne, darf nicht viel Salz essen isst aber fast alles – solange es Japanisch ist. Mein Mann und ich essen dann Gottergeben was immer ich bei dieser Konstellation auf den Tisch bringe. Oder separat. Aber mein Problem war ja eigentlich ein anderes. Es war nur eine Frage der Zeit bis alles über mich hereinbrechen würde. Bis ich mit ‚einem von diesen Tagen‘ im Rücken am Nachmittag ein, zwei oder drei Mädchen tröste, Streit schlichte, waghalsige Klettermanöver verhindere und gleichzeitig in einem Topf am Herd rühre um am Ende dann selber den Tränen nahe zu sein. An solchen Tagen braucht man einen Küchen-Lebensretter. Leckeres Essen für die Seele, dass in ein paar Minuten auf dem Tisch ist.

Eine meiner Geheimwaffen für solche Tage ist Saikyo Yaki (Miso-marinierter Fisch), der schon in meinem Kühlschrank auf mich wartet. Zusammen mit einer Schale dampfendem Reis und einer leckeren Misosuppe eine wärmende, leichte und gesunde Mahlzeit. Mit ein klein wenig Vorbereitung steht dieses Essen dann in nur 10 Minuten auf dem Tisch und verwandelt meine müde Chaostruppe wieder in glückliche kleine Mädchen.

Wenn ich am Tag dann mal einen Moment Zeit habe, wird der Reis gewaschen und der Reiskocher angestellt. Damit ist der Reis fertig und warm wann immer ich ihn brauche. Zur gleichen Zeit lege ich ein Stück Seetang in Wasser – zur späteren Herstellung von Dashi (Basissuppe), was ebenfalls nur wenige Minuten dauert (siehe hier auch das Rezept dafür). Das war’s schon mit den Vorbereitungen für ein entspanntes Abendessen. Wenn es dann soweit ist, wird schnell ein bisschen Misopaste in die Suppe gerührt während ich den Fisch aus der Marinade nehme und ohne weiteren Firlefanz grille oder brate. Wer will (meine beiden Großen offensichtlich nicht) kann mit ein bisschen Gemüse in der Suppe die Vitaminzufuhr noch steigern. In dem Fall zur Suppe geben und nach Geschmack garen BEVOR die Misopaste eingerührt wird.

Zugegebenermaßen habe ich eigentlich fast immer ein bisschen in Miso marinierten Lachs im Kühlschrank. Sicherheitshalber. Gekühlt hält er sich in der Marinade gut und gerne fünf Tage und auch wenn ‚diese Tage‘ nicht verlässlich passieren, so sind sie häufig genug. Und selbst wenn nicht, habe ich nichts gegen ein schnell zubereitetes und leckeres Abendessen einzuwenden. Hier also nun das Rezept:

ZutatenSaikyo Yaki

  • 4 Stk. á ca. 100g Fisch mit Haut (z.B. Lachs, Makrele, Dorsch)
  • Etwas Kochsake (optional)
  • Ein Stück Sarashi oder Mulltuch (in doppelter Lage) groß genug um den Fisch einzuwickeln
  • Einen Behälter, groß genug um den Fisch in einer Lage einzulegen. Am besten nicht aus Metall und wenn möglich mit Deckel

Für die Marinade:

  • 450-500g Saikyo Miso (helle, süßliche Misopaste)
  • 80 ml Mirin (süßer Reiswein)
  • abgeriebene Schale von einer unbehandelten Yuzu, Zitrone oder Orange

Zubereitung

Den Fisch unter fließendem Wasser abspülen und trocken tupfen. Wer auf der sicheren Seite sein will kann den Fisch mit Kochsake abspülen und trocken tupfen.

Die Zutaten für die Marinade vermengen und die Hälfte auf dem Boden des Gefäßes verteilen. Sarashi oder Mulltuch über der aromatisierten Misopaste ausbreiten, leicht andrücken und den Lachs darauf legen. Mit dem verbleibenden Stück Sarashi oder Mulltuch den Lachs einschlagen und darauf die zweite Hälfte der aromatisierten Misopaste gleichmäßig verteilen. Mit einem Stück Folie oder, wenn vorhanden, einem Deckel bedecken und bei Raumtemperatur mind. sechs Stunden marinieren oder im Kühlschrank bis zu fünf Tage. Je länger der Fisch mariniert wird, desto fester wird das Fleisch nach dem Grillen und desto intensiver kommt der süß-salzige Geschmack der Marinade zum tragen.

Für die Zubereitung den Fisch aus der Marinade nehmen (die Marinade in einem Glasgefäß für das nächste Mal aufheben) und mit der Hautseite in Richtung Hitzequelle für 3-4 Minuten auf oder unter den Grill oder bei mittlerer Hitze in die Pfanne legen (die Haut wird Blasen werfen und vielleicht ein bisschen ankohlen). Den Fisch wenden und weitere 2-3 Minuten fertig garen. Dabei darauf achten, dass er nicht anbrennt. Der Fisch ist fertig wenn er außen golden und ein bisschen kross, innen aber noch saftig ist. Er kann entweder direkt aus der Pfanne oder später bei Raumtemperatur genossen werden.

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Klatsch und Tratsch unterm Kirschbaum

Der Frühling in Japan, namentlich die Kirschblüte, ist endlich in voller Pracht eingekehrt. Das Land liegt unter einer Decke aus zarten weißen und pinkfarbenen Blüten und es hält keinen mehr drinnen. In Tokio hat es fast den Anschein dass genau so viele Japaner unter den Bäumen picknicken wie Blüten an den Zweigen sind. Jedes Jahr wieder. Und jedes Jahr wieder werden Unmengen an Fotos gemacht. Von den ersten Blüten, von den in voller Blüte stehend Bäumen, von der Familie unter den Kirschblüten, Selfies… als ob es das Erste, das Einzige oder letzte Mal wäre. Und natürlich ist jetzt dann Hochsaison on für gesalzene Kirschblüten. Fantastisch geeignet für Sakura Gohan (Kirschblüten-Reis). Aber es gibt noch mehr Verwendungen für gesalzene Kirschblüten: Bei Hochzeiten werden sie häufig als Sakura Yu (mit heißem Wasser aufgegossene Kirschblüten) getrunken, da dem grünen Tee eine Klatsch und Tratsch fördernde Wirkung nachgesagt wird. Um den versammelten Gästen freundlich zu verstehen zu geben, dass sie am Tag der Hochzeit ihre Meinung über das Brautpaar für sich zu behalten haben wird Ihnen Sakura Yu anstelle von günem Tee gereicht.

Ein Päckchen gesalzene Kirschblüten sind daher ein nettes Mitbringsel zur nächsten Hochzeit.

Shun: Der Gipfel des Genusses

Seit Washoku, die traditionelle Japanische Küche, vor zweieinhalb Jahren zum UNESCO Weltkulturerbe ernannt wurde erlangt sie immer größeres weltweites Interesse. Kernstück von dem Washoku-Gedanken ist eine gesunde, ausgewogene Küche die fast schon religiös den Jahreszeiten und den Jahreszeit bedingten Ereignissen folgt. Washoku ist eine Jahrtausend alte kulinarische Tradition die auch heute noch überall in Japan praktiziert wird.

Die Japaner haben sogar ein eigenes Wort für die Saisonalität Ihrer Lebensmittel: Shun. Shun bedeutet soviel wie in der Hauptsaison und beschreibt den Gipfel des Genusses, wenn Aromen und Nährwerte Spitzenwerte haben. Stellt Euch vor, Ihr beißt in eine tiefrote, pralle, saftig-süße Erdbeere die den ganzen Mund mit ihrem unvergleichbaren Geschmack vom herannahenden Sommer füllt. Das ist Shun.

Leider gehört zum Gipfel des Genusses auch immer ein Anfang und ein Ende, die in Japan zu einer weiteren Unterteilung der Jahreszeiten geführt haben: Hashri und Nagori. Hashiri sind Produkte am Anfang der Saison oder auch ganz kurz davor. In der Regel kleiner, nicht ganz so aromatisch dafür aber sehr teuer. Nagori beschreibt dann das Ende der Saison.

Herbst Menü im Nihonbashi Yukari. Hashiri: Shirako schmeckt in den kalten Monaten Dezember und Januar am besten.
Herbst Menü im Nihonbashi Yukari. Hashiri: Shirako schmeckt in den kalten Monaten Dezember und Januar am besten.

Zurück zu unseren Erdbeeren. Hashiri bedeutet rennen und bezeichnet damit das Ergattern der ersten, erntefrischen, heimischen Erdbeeren. Die Erinnerung an die fruchtige, saftige Süße vom letzten Jahr ist so präsent als sei es gestern erst gewesen und verführt dazu die ersten heimischen Erdbeeren zu kaufen, obwohl sie teilweise weiß, klein und sauer sind. Zu groß ist die Vorfreude auf das was schon ganz bald kommt.

•Auftakt im ‚Nihonbashi Yukari’-Herbsmenü im November. Nagori: Süsse Kaki, deren Shun-Zeit im September und Oktober ist.
Auftakt im ‚Nihonbashi Yukari’-Herbsmenü im November. Nagori: Süsse Kaki, deren Shun-Zeit im September und Oktober ist.

Mitte Juni dann, wenn die Erdbeeren auf den Märkten überreif, schnell matschig und bei genauer Betrachtung gar nicht mehr so wundervoll sind, ist Nagori erreicht. Das Ende der Saison. Aber es muss noch mal ein letztes Körbchen sein. Ein letztes Mal dieser Geschmack, weil das Ende unmittelbar bevorsteht. Weil es die letzte Möglichkeit ist, den Mund noch einmal mit dieser verführerischen süßen Saftigkeit zu füllen, bevor man für ein ganzes Jahr auf Wiedersehen sagen muss.

Es verwundert nicht, dass in einem formalen Kaiseki-Menü auch alle diese Sub-Jahreszeiten ihren Platz haben (müssen). Und so komponiert der Koch ein kunstvoll angerichtetes Feuerwerk für alle Sinne in denen alle fünf Farben, alle fünf Zubereitungsmethoden, alle fünf Geschmäcker und Produkte aus allen drei Sub-Jahreszeiten zu einer komplex Sinfonie verschmelzen.

Flüssiges Gold: Das Herz der Japanischen Küche

Im Zweifel einfach einen Schuss Dashi zugeben. Das ist in der Japanischen Küche nie verkehrt, denn Dashi ist in so ziemlich jedem Japanischen Gericht.

Zutaten vor und nach der Herstellung von Dashi
Zutaten vor und nach der Herstellung von Dashi

Ob selber als Suppe oder als Basis für eine selbige oder für Saucen oder eben als Highlight um ein Gericht abzurunden. Um Dashi kommt man nicht herum. Gute Dashi ist schon fast magisch. Mit ihrer Feinheit nimmt sie sich zurück und lässt den Gerichten ihren Eigengeschmack. Dabei ist sie gleichzeitig ein Kraftpaket wenn es darum geht die Aromen besser hervorzuheben. Oft ist es der kleine Schuss Dashi, der den Unterschied zwischen einem guten und einem großartigen Gericht macht. Das Beste daran: Das Herzstück der Japanischen Küche ist sehr einfach aus zwei Zutaten (Kombu – Seetang und Katsuo Bushi – Bonitoflocken) herzustellen und dauert nur wenige Minuten.

Herstellung von Kombu-Dashi

Dashi Making 1
Vorbereitung zum Dashi kochen

Für das harte Wasser in Tokio wird in der Regel Hidaka- Kombu verwendet. Im Westen Japans, wo das Wasser weicher ist, ist Ma-Kombu der Standard. Aber das bedeutet nicht, dass man nur diese Sorten verwenden darf. Bei geringer Auswahl an Kombu-Sorten einfach die Sorte verwenden, die verfügbar ist.

Für die Herstellung von Kombu-Dashi einfach ein großes Schraubglas mit Wasser füllen und ein ungefähr 10x10cm großes Stück Kombu darin für mindestens 15 Min. einweichen. Ich benutze hierfür ca. 750ml Wasser.

Kombu-Dashi
Kombu-Dashi

Nach dem Einweichen hat man Kombu-Dashi, die z.B. in der veganen Küche häufig anstelle von Dashi benutzt wird um Gerichten das gewisse Etwas zu verleihen.

Keine Angst vor dem  weißen Belag, der ab und an auf Kombu zu finden ist! Ähnlich wie sich bei Trockenfrüchten nach einiger Zeit der enthaltene Zucker an der Oberfläche absetzt verhält es sich auch beim Kombu. Die weißen Ablagerungen sind Mannitol – ein Zuckeralkohol und Bestanddteil es umamieffektes von Kombu.  Da es bei der Herstellung von Dashi aber genau um Umami geht und um die Extraktion von Glutamat, Inosin und Guanosin (je nachdem aus was Ihr Eure Dashi am Ende macht), würde das ‚Säubern’ ein Teil der Arbeit zunichte machen.

Vom Arbeitsablauf her empfehle ich das Stück Kombu gleich dann in Wasser einzuweichen, wenn man sich entschlossen hat Japanisch zu kochen. Dann muss man später nicht warten. Das Glas mit dem Kombu kann ohne Probleme einen ganzen Tag einweichen. Auch über Nacht, wobei ich dann empfehle es in den Kühlschrank zu stellen.

Herstellung von Dashi

Kombu-Dashi mit dem Stück Kombu in einen Topf geben und bei mittlerer Hitze auf 85 °C erwärmen. Wer will kann hierfür ein Thermometer benutzen. Einfacherer ist es aber den Topf zu beobachten.

Das Wasser hat 85°C wenn die Blasen an der Oberfläche brechen
Das Wasser hat 85°C wenn die Blasen an der Oberfläche brechen

Wenn die Blasen anfangen an die Oberfläche zu steigen und dort zu zerplatzen hat das Wasser ziemlich genau 85°C. Bei dieser Temperatur werden die natürlichen Glutamate des Kombus extrahiert und die (bitteren) Tannine eben gerade nicht. Den Topf vom Herd nehmen und eine gute Hand voll (ca. 5 – 6g) Katsuo Bushi in den Topf geben und zwei bis drei Minuten ziehen lassen.

Eine Hand voll Bonitoflocken und 2-3 Minuten, dann ist die Dashi fertig
Eine Hand voll Bonitoflocken und 2-3 Minuten, dann ist die Dashi fertig

Zum Schluss alles durch ein mit einem Tuch ausgelegten Sieb abgießen. Gleich verwenden oder nach dem Abkühlen verschließen und im Kühlschrank bis zu drei Tage lagern.

Das war’s schon. So einfach ist die Herstellung von Dashi!

 

 

Eine Schüssel goldene Dashi
Eine Schüssel goldene Dashi

Trotz aller Einfachheit gibt es in paar Dinge zu beachten:

  • Bitte nicht mehr Bonitoflocken nehmen oder sie länger ziehen lassen. Dies führt nicht zu einer intensiveren Dashi, sondern nur zu einer fischigen.
  • Das Tuch zum Abseihen nicht mit Spülmittel oder Waschmittel behandeln, sondern gleich mit heißem Wasser ausspülen und trocknen. Dashi ist so delikat, dass man die Reste des Waschmittels schmecken würde.
  • Last but not least: In einigen Rezepten steht dass man die Bonitoflocken so lange ziehen lassen soll, bis sie von alleine zu Boden gesunken sind. Das ist ein schlechter Rat! Die Sinkzeit ändert sich sehr stark in Abhängigkeit von der Größe der Flocken. Große Flocken (die man häufig oben in einer Packung findet) brauchen physikalisch gesehen einfach länger zum Sinken (ähnlich einem Fallschirm) als die schon fast pulverisierten Flocken am Boden einer Packung, die sofort zu Boden sinken.

P.S. Und weil es in der Japanischen Küche keine Verschwendung gibt finden natürlich auch die Zutaten für Dashi weitere, leckere Verwendung. Wer mag kann den Kombu aufbewahren und lecker eingelegtes Gemüse damit machen oder ihn in Sojasauce mit Gewürzen schmoren. Auch die Bonitoflocken sind hervorragend geeignet um daraus Furikake herzustellen. Das sind Gewürzmischungen, die man auf Reis streut oder unter den Reis mischt aus dem Onigiri (hand-gepresste Reisbälle) hergestellt werden.

Takuan Challenge 2015/16 – Teil 1

Die Japanische Küche ist sehr saisonal und traditionell werden nur Produkte benutzt, die zur jeweiligen Jahreszeit frisch auf dem Markt sind. So ist es nicht überraschend, dass auch Pickeln als Konservierungsmethode dieser Saisonabhängigkeit unterliegt. Ähnlich wie in Europa ist der Sommer und in Japan die noch vorher stattfindende Regenzeit die Hochsaison des Einmachens. Trotzdem gibt es so einiges zu tun wenn die Tage kürzer und die Temperaturen kälter werden. Eines der Dinge, die typischerweise im Winter hergestellt werden ist Takuan.

In kurz ist Takuan Daikon (Rettich), der erst sonnengetrocknet und dann in Nuka eingelegt wird. Nuka ist Reiskleie. Also die Reisschalen die entstehen, wenn Reis für Saké poliert wird. Ebenso entsteht Nuka bei der Herstellung von weißem Tafelreis aus braunem Reis. Hier zeigt sich einmal mehr, dass es in der traditionell japanischen Küche keine Verschwendung gibt, sondern alles (wieder- und weiter) verwertet wird (siehe auch meinen Post über Yukari).

Takuan in meinem Mittagessen
Leuchtend gelber Takuan in meinem Mittagessen

Takuan schmeckt toll, macht aber recht einsam. Während man genussvoll in ihn reinbeißt wird jegliches Außengeräusch für diese Sekunden ausgeschlossen. Eine Unterhaltung währenddessen ist schlichtweg unmöglich. Gut also, dass Takuan – wie in der Regel alle Pickles – immer nur in geringer Menge zu einem Gericht gereicht wird. Übrigens nicht nur ich finde Takuan fantastisch. Meine große Tochter ist ein Fan von Japanisch eingelegtem Gemüse und Takuan im Besonderen. Leider enthält fast aller Takuan, den man in Japan käuflich erwerben kann Glutamat. In einem normalen Supermarkt genauso wie in den Depachikas (Delikatessetagen von hochpreisigen Kaufhäusern wie Takashimaya oder Mitsukoshi) oder kleinen Spezialitätenläden, für Pickles.

Also habe ich beschlossen meinen eigenen Takuan herzustellen. Genau genommen ist dies schon mein zweiter Versuch. Letztes Jahr hat mein Versuch leider ein abruptes Ende genommen. Der Pickle Topf stand auf der Terrasse vor meiner Küche. Genauso wie die Sandkiste unserer Mädchen, damit ich sie – zumindest theoretisch – immer im Blickfeld habe. Wenn ich nun erzähle, dass mit (Salz-) Wasser vollgesogenes Nuka nassem Sand äußerst ähnlich sieht, ist dem geneigten Leser wahrscheinlich schon vollkommen klar, was passiert ist. Kurz bevor unser Takuan fertig war haben meine Mädchen beschlossen mir zu helfen und etwas von ihrem ‚Nuka’ aus der Sandkiste in den Pickle-Topf gegeben. Als Ergebnis gesellten sich viele Schimmelpilze zu unserem Takuan und wir mussten den ganzen Topfinhalt entsorgen. Dieses Mal habe ich kurz vor Weihnachten mit dem Einmachen begonnen und seitdem ist der Pickle-Topf außerhalb von kindlicher Reichweite.

Takuan einzumachen ist nicht einfach und es gibt viele Stolpersteine. Bald gibt es hier dann mehr über den Anfang und die Entwicklung dieses tollen Tsukémono-Gerichtes (Oberbegriff für Eingelegtes) zu lesen.

Pflaumen statt Tulpen

Irgendwie wollte der Winter dieses Jahr nicht so richtig. Noch an Weihnachten konnten wir tagsüber ohne Jacke aus dem Haus und kühl wurde es erst als die Sonne unterging. Auf dem Markt habe ich schon vor zwei Wochen die ersten Sorten Berggemüse gesehen, die es normalerweise erst Mitte Februar zu kaufen gibt.

Erste Pflaumenblüte dieses Jahr in unserem Garten
Erste Pflaumenblüte dieses Jahr in unserem Garten

Ich wollte schon die ersten Tulpen kaufen, um dem Frühling auch in unserem zu Hause willkommen zu heißen, als dann der Winter um die Ecke kam. Jetzt ist es kalt. Aber so ganz ist der Frühling nicht aus dem Sinn, denn heute morgen habe ich in unserem Garten die erste offene Pflaumenblüte entdeckt. Ich weiß zwar, dass die Pflaumenblüte in der Regel stattfindet wenn noch Schnee auf den Ästen liegt, und sie als ein Zeichen für den Winter steht, aber trotzdem bedeuten Pflaumenblüten für mich, dass der Winter quasi schon halb rum ist und es nicht mehr lange dauert, bis der Frühling einkehrt. Um dies zu ‚feiern’ habe ich mich spontan dazu entschlossen meinen Mädchen heute Umé Boshi-Onigiri (hand gepresster Reis mit eingelegten Pflaumen) in ihre Bento-Box zu packen.

Ich habe den warmen Reis (dank meines programmierbaren Reiskochers) mit frisch geröstetem weißen Sesam und Yukari gemischt.

Yukari: Getrocknete und pulverisierte, rote Shiso-Blätter nach dem Einmachen von Umé Boshi
Yukari: Getrocknete und pulverisierte, rote Shiso-Blätter nach dem Einmachen von Umé Boshi

Yukari sind die roten Shiso-Blätter, die beim Einmachen der Umé Boshi für die Farbe verantwortlich sind und die nach dem Einmachen getrocknet und pulverisiert als Gewürz benutzt werden*.

Yukari schmeckt wundervoll und hat ein raffiniertes sauer-salziges Pflaumen-Aroma. Heute morgen hat meine Älteste sogar darauf bestanden ihr eigenes Onigiri zu formen und weil sie mittlerweile nicht nur Yukari, sondern auch die Umé Boshi in ihr ‚Ess-ich-gerne-Repertoire’ aufgenommen hat, haben wir ein Stück davon als Ganzes in die Mitte des Onigiris getan.

Yukari Onigiri mit Umé Boshi
Yukari Onigiri mit Umé Boshi

Meine Mädchen sind beide schon fast abhängig von Yukari-Onigiri und finden sie daher recht häufig in ihrer Bento-Box. Das Gute daran ist dass Yukari besonders geeignet ist um Onigiri für den späteren Verzehr zu verpacken. Das enthaltene Salz konserviert den Reis und bewahrt ihn davor ungekühlt schnell schlecht zu werden. Nicht das man das bei den aktuellen Temperaturen brauchen würde, aber wenn das Wetter wieder wärmer wird und Picknicks wieder im kommen sind ist es praktisch zu wissen.

Beim Kauf von Yukari sollte man allerdings sehr genau auf die Inhaltsstoffe achten. Das meiste Yukari, das in Japan in normalen Supermärkten verkauft wird enthält eine Menge fragwürdiger Inhaltsstoffe – inklusive Monosodium Glutamate oder kurz MSG.

In Japan verkauft Tomizawa Shoten Yukari ohne MSG
In Japan verkauft Tomizawa Shoten Yukari ohne MSG

Für die, die in Japan wohnen oder nach Japan reisen empfiehlt es sich in einen Laden Namens Tomizawa zu gehen. In Tokio gibt es hiervon einige Filialen, z.B. in Shinjuku Keio, Yurakucho Lumine, Futakotamagawa und Shibuya Seibu. Tomizawa verkauft nicht nur Yukari und andere Furikake (trockene Reisgewürze ) ohne MSG. Tomizawa ist bekannt für qualitativ hochwertige Kambutsu (Trockenprodukte) und Backzutaten. Mittlerweile haben sie all Ihre Produkte zweisprachig in Japanisch und Englisch beschriftet. Es sollte also nicht wirklich ein Problem sein die gewünschten Produkte zu finden. Und wer schon mal da ist sollte es sich nicht nehmen lassen das restliche Sortiment auch noch anzuschauen und vielleicht sogar Sachen zu entdecken, die man vorher noch nicht kannte oder von denen ,man bisher nicht wusste, was sie sind (z.B. gibt es tolle, satt lila Süsskartoffel-Püree-Flocken, die ein Essen farblich explodieren lassen und dazu noch gut schmecken). Ich verlasse Tomizawa regelmässig mit mehr als ich eigentlich geplant hatte. Das Gute daran ist aber dass es sich ja um Kambutsu handelt, die naturgemäss lange haltbar sind. Daher bin ich ganz entspannt weil ich genügend Zeit habe um für alles eine leckere Verwendung zu finden.

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* Die traditionell Japanische Küche ist sehr sparsam und geht äußerst umsichtig mit ihren Ressourcen und Lebensmitteln um. Man kann mit Fug und Recht behaupten, dass NICHTS verschwendet wird. Traditionell wird jedes Lebensmittel vollständig verwertet und viele haben mehr als einen Verwendungszweck. Einzelheiten hierzu sprengen an dieser Stelle aber den Rahmen. Deswegen werde ich über dieses Thema und die faszinierenden Erkenntnisse daraus in einem separaten Artikel schreiben. Wenn noch nicht geschehen, könnt Ihr Euch den Newsletter abonnieren, dann bekommt Ihr ihn automatisch zugeschickt.

Nanakusa no Sekku

Letzte Woche war Nanakusa no Sekku. Das Fest der sieben Kräuter, dass historisch das Ende von Oshugatsu, des Japanischen Neujahrsfestes, darstellt. An diesem Tag essen Japaner – typischerweise zum Frühstück – Nanakusa Gayu. Dies ist eine Variante von Okayu, einem Reisbrei der typischerweise Kranken serviert wird, weil er weich ist und einen sehr zarten Geschmack hat, den manch einer auch als eher langweilig bezeichnet.

Da meine jüngste Tochter ihren ersten Geburtstag noch nicht gefeiert hat, aber jetzt schon eine Liebhaberin von Japanischem Essen ist stand Okayu in den letzten Monaten recht häufig auf ihrem Speiseplan. Ich muss zugeben, dass dieses Gericht eher in den unteren Rängen meines Japanischen Küchen-Repertoires rangiert.

Nichts desto trotz wird Nanasuka Gayu traditionell am siebten Tag nach Neujahr gegessen. Als einfache Suppe wird Nanasuka Gayu aus Reis und Wasser (im Verhältnis 1:3) oder alternativ mit Dashi gekocht. Dazu kommen sieben Kräuter (von denen jedes seine eigene gesundheitsfördernde Eigenschaft aufweist), die kurz blanchiert und dann fein gehackt am Ende der Garzeit zur Reissuppe gegeben wird. Diese Suppe soll dem von den Festtagen „gestressten“ Magen und Verdauungssystem Erholung verschaffen und steht für ein langes Leben und Gesundheit im kommenden Jahr.

Die traditionellen sieben Nanakusa no Sekku-Kräuter
Die traditionellen sieben Nanakusa no Sekku-Kräuter

Die traditionellen sieben Kräuter sind dabei:
– seri  — Wasserfenchel
– nazuna — Hirtentäschelkraut
– gogyō — Filzkraut
– hakobera — Gewöhnliche Vogelmiere
– hotokenoza — Rainkohl
– suzuna —Weißrübe
– suzushiro —Daikon

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Gefriergetrocknete Nanakusa no Sekku-Kräuter

In Japan sind sie einfach im Supermarkt erhältlich – sowohl in frisch als auch gefriergetrocknet und vorportionierten Paketen.

Anstelle meiner Familie ein Essen zu machen, dass nur meine jüngste Tochter erfreut, habe ich mich dieses Jahr dazu entschlossen es etwas aufzupeppen und habe Nanakusa no Sekku mit Sho-Chiku-Bai (Pinie, Bambus und Pflaume) kombiniert. Diese Dreierkombination „Die drei Freunde des Winters“ ist eines der häufigsten Motive für Feste (so auch z.B. als Dekoration für die typischen Neujahrs-Stäbchen) und steht für Hoffnung und Glück.

Gekocht habe ich den Reis im Risotto-Stil: Abgelöscht mit einem Schuss Saké um dann die Brühe unter ständigem Rühren portionsweise zum Reis zu geben. Als Brühe habe ich ähnlich Takénoko Gohan die Schmorflüssigkeit vom Bambus genommen. Den Bambus habe ich dann nach dem Schmoren am Ende der Garzeit des Risottos unter den Reis gemischt. Die Pinienkerne habe ich zu den Kräutern gegeben und daraus eine Art Pesto hergestellt, die auf dem Risotto angerichtet wurde. Schlussendlich habe ich eine Prise getrocknete und pulverisierte Umé Boshi über das Risotto gestreut (im Bild schwer zu sehen) um dem Gericht einen Hauch von Farbe ins Gesicht zu zaubern und mit dem süß-sauren Aroma den Gaumen zu kitzeln.

Unser Sho-Chiku-Bai Nanakusa no Sekku
Unser Sho-Chiku-Bai Nanakusa no Sekku

Diese Variante von Nanakusa no Sekku war ein gelungenes Experiement. Selbst meine jüngste Tochter hat den Reis gegessen. Mehr war aufgrund der noch nicht vorhandenen Zähne nicht wirklich möglich. Hier nun das Rezept, dass ich während der Erstellung notiert habe:

Für die Brühe :
– 1.100 ml Dashi
–    100 ml Mirin
–    100 ml helle Sojasauce
–    450g     (vor-) gegarten Bambus
–        2 Stk. Weissrüben
–        2Stk.  Mini-Daikon

Dashi, Mirin und Sojasauce in einem Topf vermengen. Das Gemüse in dünne Scheiben schneiden und in die Flüssigkeit geben. Mit einem Otoshi Buta (alternativ mit einem rund ausgeschnittenen Backpapier ) bedecken, zum köcheln bringen und ca. 5 Minuten sanft köcheln lassen. Vom Herd nehmen und auf Raumtemperatur abkühlen lassen. Danach das Gemüse aus der Brühe nehmen und beiseite stellen.

Für das Pesto*:
– 2 Pakete Nanakusa no Sekku-Kräuter
–  70 g frisch geröstete Pinienkerne
– 100 ml Brühe
– 15 ml helle Sojasauce
– 1 Prise Salz nach Geschmack

Pinienkerne und die Hälfte der Brühe mit einem Schneidestab pürieren. Den Rest der Brühe nach und nach zugeben – je nach gewünschter Konsistenz des Pestos. Helle Sojasauce ebenfalls vorsichtig nach Geschmack zufügen. Helle Sojasauce ist dabei salziger als normale Sojasauce, hat aber die Eigenschaft das Essen nicht zu verfärben. Wenn also normale Sojasauce verwendet wird kann sich das auf die schöne, grüne Farbe auswirken.

Für den Reis:
– 275 g    Japanischen Reis
– 100 ml Saké
– 750 ml Brühe
– 1 El        helles Sesamöl
– 1 Prise  Umé Boshi Pulver

Das Öl in einem Topf heiss werden lassen und dann den Reis hinzugeben. Kurz anrösten. Mit Saké ablöschen und unter ständigem Rühren die Brühe portionsweise solange unter den Reis rühren, bis der gewünschte Gargrad (meiner war bissfest) und Cremigkeit erreicht ist.

Vor dem Servieren das Gemüse** unter den Reis rühren und dann auf einem Teller anrichten. Einen Löffel Pesto obenauf und das Umé Boshi-Pulver darüber streuen.

Genossen haben wir unser Sho-Chiku-Bai Nanakusa no Sekku mit einem Glas gekühlten Junmai Kimoto Saké von der Daishichi Brauerei den ich in einem separaten Post näher vorstellen werde.

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*Die Menge des Pestos hätte gut und gerne für sechs Personen gereicht. Der Reis aber war für zwei Erwachsene, zwei kleine Mädchen und ein Baby. Beim nächsten Mal werde ich das Pesto-Rezept halbieren.

** Ich habe viel zu viel Bambus benutzt. Der Bambus hat zwar die Brühe gut aromatisiert, war aber zu viel um ihn unter den Reis zu mischen. Ich schätze, dass ca. 150 g Bambus absolut ausreichend gewesen wären.

 

 

 

Anrichten im Jubako

Manche Jubakos haben Unterteilungen – entweder flexibel oder fest eingebaut, aber viele haben keine und geben dem Koch damit die größtmögliche Flexibilität beim Anrichten. Jubakos sind immer kunstvoll gefüllt und erfreuen das Auge mindestens genauso wie die Osechi später den Gaumen. Nicht überraschend ist daher, dass das Anrichten dieser kleinen Kunstwerke generalstabsmäßig geplant wird. Nichts wird dem Zufall überlassen. Es empfiehlt sich das Design auf Papier zu skizzieren, bevor der Jubako gefüllt wird. Hier ist der Plan, den meine Tochter gestern erstellt hat um ihren eigenen Jubako für das nächste Neujahrsessen zu füllen:

Der Plan meiner Tochter zum Füllen ihres Jubako für das nächste Neujahrsfest
Der Plan meiner Tochter zum Befüllen des Jubako für das nächste Neujahrsfest

Folgende Sachen möchte sie in ihrer Box haben:

Links
– oben: Tamagoyaki (gerolltes Omelet)
– zweites von oben: Kuromamé (sweet, black soy beans)
– drittes von oben: Gurken
– unten: Onigiri (hand gepresster Reis mit yukari (getrocknete rote Shiso Blätter))

Mitte:
– oben: Tori Niku Dango (Hühner-Fleischbällchen)
– zweites von oben: Tazukuri (Kandierte Sardinen)
– 3. und 4. Segment: Dekoration
– zweites von unten: Tataki Gobo (gehämmerter Burdock)
– unten: Cherry Tomaten und
– neben den Tomaten: Edamamé (grüne Sojabohnen).

Interessanterweise hat sie das Washoku Farbkonzept schon verinnerlicht und hat alle fünf Farben in ihre Neujahrsbox integriert:
– gelb mit dem tamagoyaki (rolled omelet),
– rot mit den Tomaten und dem Yukari
–  grün mit den Edamamé und der Gurke
–  weiß mit dem Reis
–  schwarz mit den Kuromamé .

Für diejenigen, die noch nicht mit Washoku vertraut sind: Schaut ab und an auf dieser Seite vorbei oder noch besser – abonniert den Newsletter. Ich werde in Kürze einen detaillierteren Artikel hierzu schreiben.

Neujahrsessen in Japan

Der Jahreswechsel ist einer der wichtigsten Feiertage für Japanische Familien. Ähnlich wie Weihnachten in Europa fahren die Menschen nach Hause um den Jahreswechsel im Kreis ihrer Familie zu feiern. Dies ist die Zeit das alte Jahr Revue passieren zu lassen und für einen Neuanfang im neuen Jahr. Schulden werden beglichen und Streitigkeiten beigelegt. Das Haus oder die Wohnung wird sauber gemacht und Osechi Ryori-Gerichte gekocht bevor das alte Jahr zu Ende ist.

Zwei mit Osechi gefüllte Jubako-Etagen nach dem Workshop von sensei Elizabeth Andoh.
Mit Osechi gefüllter Jubako nach dem Workshop von sensei Elizabeth Andoh.

Osechi Ryori (im Sprachgebrauch abgekürzt zu ‚Osechi’) ist eine Unterkategorie der Japanischen Küche. Eine Auswahl an traditionellen Gerichten mit symbolischem Charakter, die an Oshogatsu (Neujahr) gereicht werden. Der erste Tag im Jahr ist historisch bedingt nicht der Tag zum Kochen, daher werden die Osechi im Vorfeld zubereitet und dann bei Zimmertemperatur aufbewahrt und auch gegessen. Die Herstellung der Osechi folgt daher den Traditionellen Methoden der Konservierung von Lebensmitteln mit Hilfe von Salz, Essig oder einkochen in gesüßter Sojasauce. Einige dieser traditionellen Gerichte sind:

Tataki Gobo (gehämmerter Burdock mit Sesam):
Gobo, oder Burdock ist ein langes Wurzelgemüse das ein langes und stabiles Leben symbolisiert. In diesem Neujahrs-Gericht werden die Enden der Wurzelstücke durch Hämmern mit einem Mörser gespalten um das Glück zu multiplizieren.

Tazukuri (Kandierte Sardinen):
Die grosse Anzahl von kleinen Fischen symbolosiert eine reiche Ernte da dereinst Fische als Dünger für die Reisfelder benutzt wurden.

Kohaku Namasu (Rot-weisser Salat):
Typischerweise wird dieser Salat aus Daikon und Karotten gemacht. Diese Farbkombination ist ein wiederkehrendes Thema der Osechi-Gerichte und steht für Glück und Feiern in Japan.

Kurikinton (Kastanien in gesüsstem Püree von Süßkartoffeln):
Dieses süsse, goldgelbe Gericht wird für Reichtum und finanziellen Erfolg im Jubako angerichtet.

Kurumamé (Süsse, schwarze Sojabohnen):
Schwarze Soyabohnen, gekocht in dickem Syrup und machmal sogar einzeln auf kleinen Spiessen angerichtet, werdende medizinische kräfte nachgesagt und damit sind sie ein Symbol für eine gute Gesundheit.

Hering Rogen bei meinem lokalen Fischhändler am Tag vor Neujahr.
Hering Rogen bei meinem lokalen Fischhändler am Tag vor Neujahr.

 

Kazunoko (Hering Rogen):
In einer leichten Sojasauce und Dashi haltbar gemacht steht er wegen seiner hohen Anzahl an Eiern für Fruchtbarkeit

 

 

 

Kohaku Kamaboko (Red and white Celebration Fish Sausage):
Dieser rot und weisse Fischkuchen wird selten selber gemacht. Wie Kohaku Namasu steht er für Glück und Feierlichkeiten.

Kohaku Kamaboko Verkauf bei meinem lokalen Fischhändler
Kohaku Kamaboko Verkauf bei meinem lokalen Fischhändler
photo 2
Kohaku Kamaboko wird typischerweise abwechselnd angerichtet

 

Angerichtetes Daté Maki Tamago
Angerichtetes Daté Maki Tamago

Daté Maki Tamago (Omelett mit Fisch):
Das goldfarbene, gerollte Omlett symbolisiert sonnige Tage in der Zukunft. Manche Menschen in Japan sehen in diesem Gericht auch eine Papierrolle und damit ein Symbol für Wissen.Ähnlich wie Kohaku Kamaboko wird es selten selber gemacht, da es hierfür unter anderem eine spezielle Omletpfanne bedarf, die darüber hinaus noch aus Kupfer sein muss und nicht wie die heute alltägliche Omlettpfanne in Japan aus Teflon.

Am Neujahrs-Tag werden die Osechi-Gerichte dann kunstvoll in einer zwei bis drei stöckigen Lack-Box, genannt Jubako, arrangiert. Heutzutage kann man auch fertige Osechi-Boxen im Voraus in Supermärkten, Depachikas oder Restaurants bestellen. Die Anzahl an Nullen ist übrigens kein Tippfehler. Die Preise, die für solche Neujahrs-Boxen aufgerufen werden gehen gut und gerne in die hunderte Euro und kosten nicht selten ein paar tausend – abhängig von Personenzahl natürlich und Prestige des Kochs oder Herstellers.

Osechi-ryori-Boxen im Takashimaya Katalog von 2015. Ein hochpreisiges Japanisches Kaufhaus
Osechi-ryori-Boxen im Takashimaya Katalog von 2015. Ein hochpreisiges Japanisches Kaufhaus