Irgendwie ging einpacken deutlich schneller als das Auspacken. Jetzt sind wir schon einige Wochen in Berlin, aber noch immer zieren ‚dekorative’ Pappkisten diverse Ecken unseres neuen zu Hauses. Hoch aufeinander gestapelte stumme Mahnmale, die mich stetig daran erinnern, dass ich noch einiges tun muss, bis wir hier vollständig ankommen.
Japan gefällt uns zu gut, als dass beim Umzug Euphorie aufgekommen wäre, trotzdem hat die Aufbruchsstimmung anfangs die Betriebsamkeit beflügelt. Jetzt aber, nach ein paar Wochen, zieht Katerstimmung ein. ‚Reverse-Culture-Shock’ genannt. Zumindest bei uns Erwachsenen, die wir grundsätzlich das Leben in Berlin kennen. Die Mädchen sind und sprechen Deutsch, kennen aber nur Japan und müssen sich jetzt in einer Welt zurechtfinden, in der keiner versteht, dass alles für sie neu und fremd ist. Obwohl Berlin nur so groß ist, wie einer der vielen Stadtteile von Tokio ist das Leben hier schneller, ist grauer, ist härter. Mehr Ellenbogen, weniger Rücksichtnahme, mehr Egoismus, weniger Ehrlichkeit, mehr Schimpfwörter, weniger Service mehr Dreck, weniger Freundlichkeit…
Auch wenn es hier auf diesem Blog einige Zeit sehr ruhig war, wenn ich im Wesentlichen damit beschäftigt war ein neues zu Hause, eine neue Schule, einen neuen Kindergarten und eine neue Kita zu finden, hunderte von Kisten auszupacken, zu sortieren und einzuräumen, auch wenn ich damit beschäftigt war wieder so etwas wie Normalität bei uns einziehen zu lassen, war ich in der Küche nicht untätig. So sind ‚hinter den Kulissen’ von The Taste of Japan unter anderem Ume Boshi (eingelegte Pflaumen) entstanden und nach Ume-Art eingelegte Aprikosen, die es leider nicht mehr auf den Blog schaffen werden. Natürlich auch Yukari (getrocknete und pulverisierte rote Shiso Blätter vom Einlegen der Pflaumen) und Ume Su (Pflaumen-Essig), eine Dokumentation über die Herstellung von Sushi-Reis und normalem Reis sowie ein Reisebericht von meinem Nuka-Pot: wie 200-Jahre Tradition es von Shikoku über Tokio und Südfrankreich am Ende nach Berlin geschafft haben. Auch beim Sake gibt es tolle Neuigkeiten, die ich bald mit Euch teilen kann. Es geht also wieder los und ich freue mich darauf wieder regelmäßig über das kulinarische Japan zu berichten.
Und sind wir nun angekommen? Grundsätzlich ja, danach fühlen werden wir uns, wenn Bilder die Kistenstapel als Dekoration ersetzt haben. Wenn Lampen die provisorischen Glühbirnen bis auf vielleicht ein oder zwei ersetzt haben. Was aber bleiben wird ist ein bisschen Sehnsucht. Sehnsucht zurück zu gehen in das Land der aufgehenden Sonne.